Ein guter Einstieg in ESG – NordESG

Ein guter Einstieg in ESG

ESG ist ein komplexes Thema und mit einer steilen Lernkurve verbunden. Eine der Fragen, die uns am häufigsten gestellt werden, ist die nach einem guten Einstieg in ESG: Wie können Unternehmen ihren Einstieg in ESG gestalten und gibt es einen »Standardprozess« dafür?Jedes Unternehmen hat seine eigene »ESG-Landschaft«, aus der sich individuelle Anforderungen für einen Implementierungsprozess ergeben. In diesem Blogpost konzentrieren wir uns auf eine grundlegende Herangehensweise und zeigen die Schritte entlang eines möglichen Implementierungsprozesses auf.
Die Themen in diesem Blogpost: 
  • Was ist ESG und warum ist es relevant für Unternehmen?
  • Wie können Unternehmen ihren Einstieg in ESG gestalten und welche Möglichkeiten gibt es dafür?

Was ist ESG und warum ist es relevant für Unternehmen?

Darüber, was ESG ist und welche Relevanz es für Unternehmen hat, haben wir bereits ausführlich berichtet. An dieser Stelle geben wir deshalb nur einen kurzen Überblick über die verschiedenen Bereiche, um die Komplexität des Themas darzustellen bevor wir der Frage nach dem Einstieg in ESG nachgehen.

Was ist ESG?

Die Abkürzung »ESG« setzt sich aus den drei englischen Begriffen »Environment«, »Social« und »Governance« zusammen. ESG ist als Begriff im deutschen Sprachraum angekommen, kann aber auch als »Umwelt«, »Soziales/Gesellschaft« und »Unternehmensführung« übersetzt werden.

E, S und G im Überblick

Environment: Das »E« in ESG steht nicht nur für Energie, sondern ist in einen breiteren Kontext eingebettet. Analysiert wird beispielsweise, wie sich Umweltveränderungen oder der Klimawandel auf die Unternehmenstätigkeit auswirken. Genauso aber auch, welche Auswirkungen das Unternehmen, zum Beispiel durch Emissionen, auf die Umwelt oder die Biodiversität hat. Chancen und Risiken werden gleichermaßen bewertet.

Social: Soziale Aspekte können große Auswirkungen auf die Reputation eines Unternehmens haben. In diesem Themenkomplex werden Frage zu Diversity und Inklusion genauso analysiert wie Fragen zur Teilhabe von Mitarbeiter*Innen. Soziale Themen enden nicht an der Grenze des Werkgeländes, sondern erstrecken sich auf die gesamte Lieferkette.

Governance: Die Themen der Unternehmensführung konzentrieren sich beispielsweise auf die Zusammensetzung von Führungs- und Aufsichtsgremien, auf die getroffenen unternehmensweiten Regelungen oder darauf, wie Stakeholderbedürfnisse wahrgenommen werden. Auch die Vergütung der Unternehmensführung bzw. deren Kopplung an das Erreichen von »ESG-Zielen« wird regelmäßig behandelt.

Mehr Informationen über die »Bedeutung von ESG« finden Sie hier.

Die Relevanz von ESG für Unternehmen

Die Relevanz von ESG für Unternehmen ist eng mit den Chancen und Risiken verbunden, die sich aus ESG-relevanten Faktoren ergeben. Themen sind dabei die Fähigkeit, nachhaltige und langfristige Wertschöpfung sicherzustellen, beispielsweise durch die Adaption an eine sich rasch wandelnde ESG-Landschaft. Die Relevant von ESG erstreckt sich dabei in alle Unternehmensbereiche – beispielsweise auch bei Human Resource Fragen.

Mehr zum Thema »Relevanz von ESG für Unternehmen« haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Den Einstieg in ESG schaffen

Um einen guten Einstieg in ESG zu schaffen ist nicht nur wichtig einen guten Überblick über die Aufgaben und den Prozess zu haben. Wichtig ist auch, dass der Prozess von allen Beteiligten verstanden wird und das Management den Prozess aktiv unterstützt.

In den folgenden Abschnitten stellen wir einen möglichen ESG Prozess vor und erläutern die Arbeitsinhalte der jeweiligen Arbeitspakete.

ESG Prozess und Arbeitspakete

In der folgenden Abbildung haben wir einen möglichen ESG Prozess vom »Kick-Off« bis zur »ESG-Berichterstattung« skizziert.
Einstieg in ESG - ESG Prozess

Überblick

Jedes Unternehmen hat seine individuelle ESG-Landschaft. Auch deshalb werden sich unterschiedliche Schwerpunktsetzungen entlang des Prozesses ergeben. Unsere Priorität ist es, zunächst alle Arbeitsbausteine in einem Prozess abzubilden, damit der Einstieg in ESG gelingt.

Kick-Off Meeting

Das Kick-Off Meeting ist der Zeitpunkt für den gemeinsamen Einstieg aller Beteiligten in den ESG-Prozess. Es ist von einem heterogenen Wissensstand um das Thema ESG auszugehen.

Deshalb bietet sich das Kick-Off Meeting dazu an, zunächst darüber zu informieren, was ESG bedeutet und welche Relevanz es für das Unternehmen hat.

In weiteren Schritten kann dann auf den bevorstehenden Prozess und die damit verbundenen Arbeitspakete eingegangen werden. Ebenso können in dieser Projektphase Festlegungen zu Verantwortlichkeiten getroffen werden.

Impulse für das Kick-Off Meeting

  1. Das »Why« wird von allen Beteiligten verstanden – die Relevanz von ESG für das Unternehmen aus verschiedenen Blickwinkeln wird herausgearbeitet.
  2. Branchenspezifische Informationen zu Stakeholdererwartungen und branchenrelevanten ESG-Trends werden diskutiert.
  3. Ausführliche Informationen zum Ablauf des Projekts – vom Auftakt bis zur Implementierung Ihrer ESG-Strategie, werden vermittelt.

Interne Kommunikation

Nach dem Kick-Off Meeting kann auch mit der »Internen Kommunikation« begonnen werden. Diese hat das Ziel, alle internen Stakeholder über den anstehenden ESG-Prozess zu informieren und Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen.

Impulse für die interne Kommunikation

  1. Es wird über den anstehenden ESG-Prozess informiert und interne Stakeholder werden eingebunden.
  2. Das Angebot zur Mitarbeit am Prozess wird formuliert. Ideen der internen Stakeholder werden systematisch erfasst (»Keine Idee geht verloren«).
  3. Know-how von Fachabteilungen wird in den Prozess eingebunden.

Status-Quo Assessment

Die Status-Quo Ermittlung bildet unter anderem die Grundlage für die Strategieentwicklung und die spätere Ableitung von Zielen und KPIs. Gleichzeitig ist dieses Arbeitspaket häufig eines der herausforderndsten im gesamten ESG-Prozess, da erstmals systematisch ESG-relevante Daten erfasst werden.

Noch vor der eigentlichen Datenerfassung muss entschieden werden, welches ESG-Framework (mehr zu ESG-Frameworks) später für die Berichterstattung genutzt werden soll.

Die auf diese Weise erhobenen Daten stellen die Baseline für den weiteren Prozess dar.

Impulse für das Status-Quo Assessment

  1. Ein Ziel ist es, eine einheitliche und belastbare Datengrundlage für die weiteren Planungen, Zielsetzungen und die Berichterstattung zu schaffen.
  2. Durch die Datenerhebung soll es möglich werden, erste Einblicke und Vergleiche, auch im Hinblick auf etwaige Prioritätensetzungen bei der Strategieentwicklung, zu ermöglichen.
  3. Datenlücken werden erkannt und können nachqualifiziert werden.

Treibhausgasemissionen

Verschiedene Berichtsstandards verlangen die Offenlegung von Treibhausgasemissionen. Eine gute Grundlage für die Erfassung und das Reporting von Treibhausgasemissionen ist das GHG Protocol.

Zur besseren Einordnung: Das GHG Protocol unterscheidet drei Emissions-Kategorien, die vereinfacht ausgedrückt wie folgt charakterisiert werden können:

  • Scope 1: Diese Kategorie umfasst alle direkten Emissionen eines Unternehmens. Also diejenigen Emissionen, bei denen ein direkter Zusammenhang zu den Aktivitäten eines Unternehmens besteht.
  • Scope 2: Unter Scope 2 Emissionen werden indirekte Emissionen verstanden, die beispielsweise in der Erzeugung zugekaufter elektrischer Energie, Wärme, Kühlung, etc. ihren Ursprung haben.
  • Scope 3: Auch Scope 3 Emissionen sind indirekte Emissionen. Diese haben ihren Ursprung in der Wertschöpfungs- bzw. Lieferkette eines Unternehmens und sind häufig deutlich schwieriger zu quantifizieren, als Scope 1 und 2 Emissionen.
Weitere Informationen zu Scope 3 Emissionen gibt es hier und hier.

Materiality Assessment & Stakeholder Engagement

Das Materiality Assessment und (initiale) Stakeholder Engagement sind aufeinander abgestimmte bzw. miteinander verzahnte Arbeitspakete. Aus den Schnittmengen lassen sich wertvolle Informationen, die maßgeblich zur Gestaltung einer ESG-Strategie beitragen.

Als Ergebnis des Materiality Assessments liegt eine Matrix vor, aus der die ESG-Faktoren hervorgehen, die als wesentlich für das Unternehmen identifiziert wurden.

Einzelne Stakeholder oder Stakeholdergruppen sollten in den Prozess des Materiality Assessments eingebunden werden. Diese bringen ihre eigenen Prioritäten und Blickwinkel in den Prozess ein. Für Unternehmen ist es vorteilhaft, die Perspektiven, Werte und Prioritäten ihrer Stakeholder systematisch zu erfassen.

Damit können Auswirkungen von ESG-Faktoren besser abgeschätzt, aber auch wertvolle Einsichten für die Entwicklung einer ESG-Strategie und für die zukünftige Stakeholder-Kommunikation gewonnen werden.

Impulse für das Stakeholder-Engagement und Materiality-Assessment

  1. Identifikation der Bereiche, die »wesentlich« für ein Unternehmen sind.
  2. Abgleich der Unternehmensstrategie und der Wesentlichkeitsanalyse auf Übereinstimmungen bzw. Abweichungen.
  3. Beteiligung interner wie auch externer Stakeholder, um ein möglichst vollständiges Bild zu erlangen.
  4. Ein Überblick über die für das Unternehmen zentralen Stakeholder und Stakeholder-Gruppen.
  5. Ein differenziertes Bild der Stakeholder-Ansprüche gegliedert nach Stakeholdergruppen zu deren Blickwinkeln, Werten und Erwartungen.
  6. Ein Ausgangspunkt für zukünftige Stakeholder-Kommunikation mit dem Ziel, ein gemeinsames Verständnis für die Bewältigung von Zukunftsaufgaben zu erarbeiten.

Weitere Informationen zum Thema »Double Materiality« gibt es hier.

Strategieentwicklung und Zielsystem

Die Grundlagen für die Strategieentwicklung sind die Ergebnisse der Status-Quo Erhebung, der Input aus dem Materiality-Assessment und dem Stakeholder-Engagement.

Ergänzt werden diese um weitere Einschätzungen zu Zukunftsherausforderungen und Zukunftsthemen, die relevant für das Unternehmen sind oder in Zukunft relevant werden können.

Die aus diesen Kontexten abgeleiteten Ergebnisse werden in einer ESG-Strategie konsolidiert. Bei der Strategieentwicklung bietet sich darüber hinaus die Möglichkeit, einzelne Themen oder Themenbereiche besonders hervorzuheben und zu priorisieren.

In der Zusammenschau mit dem Zielsystem entsteht auf diese Weise ein Handlungsrahmen, der Prioritäten, Ziele und Ressourcen zusammenführt.

Stichwort Zielsystem

Das Zielsystem unterlegt die ESG-Strategie mit quantitativen und qualitativen Zielen. Entscheidend ist deren Operationalisierbarkeit und Nachverfolgbarkeit, damit die auf der Strategieebene formulierten Vorgaben effizient umgesetzt werden können.

Über das Zielsystem können darüber hinaus Prioritätensetzungen realisiert werden – für Bereiche, in denen sich ein besonderer Handlungsbedarf abzeichnet oder bei Themen, die einen besonderen Mehrwert für das Unternehmen darstellen.

Impulse für die Strategieentwicklung und das Zielsystem

  1. Das Ziel ist eine ausformulierte ESG-Strategie, die alle ESG-relevanten Fragen zu »Environment«, »Social« und »Governance« abdeckt.
  2. In Verbindung mit einem Zielsystem, das hochgradig operationalisierbar ist, wird die Nachverfolgung von Zielen / KPIs und damit die Erfolgsmessung möglich.

Initiativen und Projekte

Projekte und Initiativen sind wichtige Bausteine, die zur Zielerreichung beitragen oder diese erst ermöglichen.
Die Projekte und Initiativen sind darauf ausgelegt, die Zielerreichung sicherzustellen. Deshalb sind messbare Kenngrößen wichtig, die in den Projektbeschreibungen verankert werden, damit die Projektsteuerung effektiv gestaltet werden kann und der Beitrag zu den gesetzten Zielen unmittelbar erkennbar wird.

Impulse für Initiativen und Projekte

  1. Mit den definierten ESG-Zielen werden jene Handlungsbereiche durch Initiativen und Projekte gestärkt, die einen hohen Beitrag zur Zielerreichung leisten können.
  2. Stakeholder können in moderierten Prozessen in die Ideenfindung einbezogen werden. Die so entstandenen Projektideen können zu umsetzbaren Konzepten weiterentwickelt werden. Wichtig sind dabei immer messbare Indikatoren.

ESG-Berichterstattung und Stakeholder-Kommunikation

Alle Anstrengungen des ESG-Prozesses münden in der ESG-Berichterstattung. In dem ESG-Bericht werden Chancen und Risiken im Zusammenhang mit ESG-Themen ausgewogen und transparent dargestellt. Wichtig ist dabei zum einen Konformitätsanforderungen im Blick zu behalten und gleichzeitig die Anforderungen der unterschiedlichen Stakeholder, die den Bericht nutzen werden, zu berücksichtigen.

Verschiedene ESG-Frameworks oder ESG-Standards (mehr zu ESG-Standards hier) haben unterschiedliche Anforderungen an die inhaltliche Gestaltung des Nachhaltigkeitsberichts (beispielsweise an ein Fundstellenverzeichnis).

In der Entwurfsphase des Nachhaltigkeitsberichts kann auch darauf geachtet werden, dass stakeholderspezifische Auszüge zu einzelnen Themenfeldern leicht abgeleitet und aufbereitet werden können, damit eine gezielte Stakeholderansprache einfach möglich ist, ohne jeweils auf die Gesamtfassung verweisen zu müssen.

Impulse für die ESG-Berichterstattung und Stakeholder-Kommunikation

  1. Die ESG-Berichterstattung ist ausgewogen, transparent und vermeidet »Greenwashing«.
  2. Die Ansprüche der Stakeholder an die Berichterstattung werden von Anfang an »mitgedacht«.
  3. ESG ist ein internationales Thema. Es ist deshalb zu überlegen, den Bericht auch in englischer Sprache zur Verfügung zu stellen, um den Anforderungen internationaler Stakeholder gerecht zu werden.

Der Einstieg in ESG ist komplex …

Der Einstieg in ESG ist komplex und mit einer steilen Lernkurve verbunden. Wir hoffen, mit diesem Blogpost einen ersten Überblick über die verschiedenen Prozessschritte vermitteln zu können.

Wichtig ist, die Anfangshürde zu überwinden und die ersten Schritte bei der Navigation der eigenen Nachhaltigkeitslandschaft zu gehen. Bei ESG geht es nicht um einen Sprint, sondern um einen Langstreckenlauf. Mit jeder Runde steigt die Routine, die Datenqualität und Erfolge werden sichtbar.

Über NordESG

NordESG hat sich auf die Beratung zu ESG und Nachhaltigkeit in Deutschland, Europa und Nordamerika spezialisiert. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und zu implementieren. Wir unterstützen Unternehmen nicht nur dabei ihren Offenlegungspflichten wie der CSRD nachzukommen, sondern auch dabei ihre Nachhaltigkeitsstrategie proaktiv gegenüber ihren Stakeholdern wie Investoren, Geschäftspartnern, Kunden oder lokalen Gemeinschaften zu kommunizieren.

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