ISSB veröffentlicht den IFRS S1 und IFRS S2 Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung

ISSB veröffentlicht den IFRS S1 und IFRS S2 Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung

Am 26. Juni 2023 hat das International Sustainability Standards Board (ISSB) die IFRS S1 und S2 Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung veröffentlicht. Handelt es sich dabei nur um einen weiteren Beitrag zur oft zitierten „Buchstabensuppe der Nachhaltigkeitsstandards“? Das Gegenteil dürfte der Fall sein, denn mit den jetzt veröffentlichten Rahmenwerken baut das ISSB auf bereits etablierten Reportingframeworks auf oder stellt letztlich sogar eine Konsolidierung bestehender Rahmenwerke dar. Darüber hinaus haben der IFRS S1 und IFRS S2 das Potenzial, zur globalen Baseline für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu werden. In diesem Blogpost geben wir einen ersten Überblick über den IFRS S1, „General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information“, und den IFRS S2 „Climate-related Disclosures“.

Eine kurze Einordnung des IFRS S1 und IFRS S2

Die beiden vom ISSB veröffentlichten Standards erfinden das Rad der Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht neu. Vielmehr bauen Sie auf bereits etablierten Rahmenwerken auf. Ein Beispiel ist der Standard der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD). Aber auch andere bekannte Namen wie CDSB oder SASB sind wichtige Bestandteile.

IFRS S1 und IFRS S2 Grundlage verschiedener Frameworks

Emmanuel Faber, Chair des ISSB, beschreibt dies in einem Interview [1] wie folgt:

Rather than adding new ingredients to the alphabet soup of extant sustainability disclosure standards, the ISSB standards build on the work of (among others) the Climate Disclosure Standards Board (CDSB), the Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD), the Value Reporting Foundation’s Integrated Reporting Framework and industry-based guidance from the Sustainability Accounting Standards Board (SASB).” 
Frei übersetzt: “Anstatt der Buchstabensuppe der Offenlegungsstandards neue Zutaten hinzuzufügen, bauen die ISSB-Standards auf der Arbeit unter anderem des Climate Disclosure Standards Board (CDSB), der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD), dem Integrated Reporting Framework der Value Reporting Foundation und branchenspezifischer Leitlinien des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) auf.”*

*ergänzend zu dem zitierten Originaltext stellen wir unsere Übersetzung bereit. 

Der IFRS S1 und IFRS S2 in der Übersicht

Wo die Schwerpunkte des IFRS S1 liegen, wird bereits im ersten Absatz deutlich: 

The objective of IFRS S1 General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information is to require an entity to disclose information about its sustainability-related risks and opportunities that is useful to primary users of general purpose financial reports in making decisions relating to providing resources to the entity.
Das Ziel des IFRS S1 „General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information“ besteht darin, von einem Unternehmen die Offenlegung seiner nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen zu verlangen, die für die Hauptnutzer der allgemeinen Finanzberichterstattung nützlich sind, um Entscheidungen in Bezug auf die Bereitstellung von Ressourcen für das Unternehmen zu treffen.”*

*ergänzend zu dem zitierten Originaltext stellen wir unsere Übersetzung bereit. 

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Der IFRS S1 ist inhaltlich in vier Teile gegliedert: 

  1. Governance: Hier werden die Offenlegungsanforderungen an das berichtende Unternehmen im Kontext seiner Governanceprozesse, Kontrollmechanismen und Verfahrensweisen, mit denen es seine nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen überwacht und managt, definiert. 
  2. Strategy: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Offenlegung von Informationen, die im Zusammenhang mit dem Management von nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen stehen. 
  3. Risk Management: Neben Offenlegungen zu Governance und Strategie, sind auch Informationen über den Risikomanagementansatz und die damit verbundenen Prozesse, mit denen nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen identifiziert, bewertet, priorisiert und überwacht werden, auszuführen. 
  4. Metrics and Targets: Der letzte Teil beschreibt, wie die Informationen messbar gemacht werden, um über den aktuellen Stand und über die erzielten Fortschritte zu berichten. 

Inhaltlich ergänzt wird der IFRS S1 mit Anlagen, in denen weitere Definitionen, Anleitungen und Verweise auf ergänzende Informationsquellen zusammengestellt sind, die bei der Vorbereitung und Umsetzung der Berichterstattung hilfreich sein können. 

Komplementär zum IFRS S1 informieren die ersten Absätze des IFRS S2 “Climate-related Disclosures” über dessen Ziele im Zusammenhang mit klimabezogenen Risiken und Chancen: 

The objective of IFRS S2 Climate-related Disclosures is to require an entity to disclose information about its climate-related risks and opportunities that is useful to primary users of general purpose financial reports in making decisions relating to providing resources to the entity.” and “This Standard requires an entity to disclose information about climate-related risks and opportunities that could reasonably be expected to affect the entity’s cash flows, its access to finance or cost of capital over the short, medium or long term. For the purposes of this standard, these risks and opportunities are collectively referred to as ‘climate-related risks and opportunities that could reasonably be expected to affect the entity’s prospects’.
Das Ziel des IFRS S2 “Climate-related Disclosures” besteht darin, von einem Unternehmen die Offenlegung seiner klimabezogenen Risiken und Chancen zu verlangen, die für die Hauptnutzer der allgemeinen Finanzberichterstattung nützlich sind, um Entscheidungen in Bezug auf die Bereitstellung von Ressourcen für das Unternehmen zu treffen.” und “Dieser Standard verlangt von einem Unternehmen, Informationen über klimabezogene Risiken und Chancen offenzulegen, die vernünftigerweise erwartet werden können und die sich kurz-, mittel- oder langfristig auf den Cashflow des Unternehmens, den Zugang zu Finanzierungen oder die Kapitalkosten auswirken können. Für Zwecke dieses Standards werden diese Risiken und Chancen gemeinsam als ‘klimabezogene Risiken und Chancen’ bezeichnet, die vernünftigerweise erwartet werden können, die Aussichten des Unternehmens zu beeinflussen.“*

*ergänzend zu dem zitierten Originaltext stellen wir unsere Übersetzung bereit. 

Im IFRS S2 werden dazu spezifische klimabezogene Offenlegungen (z. B. Scope 1, 2 und 3 Treibhausgasemissionen) definiert. Die fundierten Offenlegungsanforderungen zeigen den Einfluss der Rahmenwerke, auf denen der IFRS S2 aufbaut – beispielsweise der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD).

Entscheidungsrelevante Informationen auf globaler Ebene

In unserer zweiteiligen Serie zum „Report on Climate-related Data – The Investors Perspective“ von Eurosif [2, 3] sind wir auf die zunehmende Relevanz und den großen Bedarf an entscheidungsrelevanten klimabezogenen Offenlegungen eingegangen, die Investoren dazu nutzen können, ihre Investitionsziele zu erreichen.

Die jetzt veröffentlichten Rahmenwerke haben das Potenzial dazu, einen wichtigen Beitrag dazu zu leisten, dass diese entscheidungsrelevanten Informationen für Investoren, aber auch für weitere Stakeholder, zugänglich werden.

Nicht zu unterschätzen ist an dieser Stelle auch der globale Einfluss und die Bedeutung der übrigen IFRS-Standards für die Rechnungslegung. Dies kann den Weg dazu ebnen, dass die IFRS S1 und S2 als globale Baseline für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen und klimabezogenen Chancen und Risiken etablieren.

Wie geht es weiter?

Nachdem die Standards nun veröffentlicht sind, strebt das ISSB an, mit Gesetzgebern und Unternehmen zusammenzuarbeiten, um die Einführung der Standards zu erleichtern und zu begleiten. Zu den wichtigsten Initiativen gehören die Einrichtung einer „Transition Implementation Group“, um Unternehmen bei der Einführung und Anwendung der Standards zu unterstützen. Ergänzend dazu soll ein „Capacity-Building Program“ ins Leben gerufen werden, um die erfolgreiche Umsetzung sicherzustellen. Die Wichtigkeit der Interoperabilität wurde bereits erkannt. Deshalb wird die Zusammenarbeit mit der GRI mit dem Ziel fortgesetzt, die Effizienz und Effektivität der Berichterstattung zu verbessern, wenn die ISSB-Standards in Verbindung mit anderen Berichtswerken genutzt werden. 

Zusammenfassung

Die Veröffentlichung von IFRS S1 und IFRS S2 durch das ISSB ist ein wichtiger Schritt hin zu einem global einheitlichen Rahmenwerk für die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Verfügbarkeit und die Qualität von entscheidungsrelevanten Informationen für Investoren und andere Stakeholder wird sich mit der Einführung der Standards hoffentlich weiter verbessern. Von den geplanten flankierenden Maßnahmen werden Unternehmen bei der Adaption und der Implementierung des IFRS S1 und S2 sicherlich profitieren. Zu hoffen bleibt, dass sich die von uns bereits in der Vergangenheit thematisierte Interoperabilität der Rahmenwerke einstellt. 

Quellen und weitere Fundstellen

[1] The first ISSB reporting standards are here — what that means for investors

[2] Eurosif – Klimabezogene Daten aus Investorensicht – Teil 1

[3] Eurosif – Klimabezogene Daten aus Investorensicht – Teil 2 

[4] IFRS – ISSB issues IFRS S1 and IFRS S2 

[5] IFRS IFRS S1 

[6] IFRS S2

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