Stakeholder Assessments und Wesentlichkeitsanalysen

Stakeholder Assessments und Wesentlichkeitsanalysen

In früheren Blogposts haben wir uns mit Wesentlichkeitsanalysen beschäftigt, insbesondere mit der „Doppelten Wesentlichkeit“, wie sie im Rahmen des European Sustainability Reporting Standards (ESRS) gefordert wird. Ein zentraler Bestandteil jeder Wesentlichkeitsanalyse ist das Stakeholder Assessment, also die Einbindung wichtiger Stakeholder und Stakeholdergruppen. Diese Methode ermöglicht es Unternehmen nicht nur die Perspektiven und Prioritäten ihrer Stakeholder besser zu verstehen, sondern liefert auch wertvolle Impulse für die Entwicklung einer ESG-Strategie. Zudem kann ein Stakeholder Assessment der Beginn eines langfristigen Stakeholderdialogs sein.

In diesem Blogpost stellen wir verschiedene Ansätze für Stakeholder Assessments vor – von Onlineumfragen über Interviews mit Schlüsselpersonen bis zu Advisory Panels. 

Wie ein Stakeholder Assessment die Ergebnisse einer Wesentlichkeitsanalyse schärfen und priorisieren kann

Ein Stakeholder Assessment nur durchzuführen, weil es eine Anforderung des ESRS ist, verfehlt den eigentlichen Zweck. Ein gut geplantes und umgesetztes Stakeholder Assessment kann dabei helfen, die Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse zu schärfen und zu priorisieren. Deshalb ist es wichtig, früh im Prozess klar zu definieren, welche Ziele mit dem Stakeholder Assessment verfolgt werden: 

  • Welche Granularität bzw. Detailtiefe soll erreicht werden?
  • Sollen die Diskussionen mit den Stakeholdern auf wenige, aber besonders wichtige Themen konzentriert werden, oder wird ein breiterer Ansatz gewählt, um weitere Themenbereiche der Wesentlichkeitsanalyse abzudecken?

Ein breites Feedback, etwa durch eine Onlineumfrage, kann zu einer umfassenden Gesamtübersicht beitragen, während 1:1-Interviews mit Key-Stakeholdern vertiefende Einblicke in spezifische Themenkomplexe ermöglichen. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zwischen beiden Ansätzen zu finden.

Es kann hilfreich sein, sich nochmals zu reflektieren, was mit dem Stakeholder Assessment erreicht werden soll:  

  • Was sind die Prioritäten Ihrer Stakeholder?
  • Teilen die Stakeholder die Einschätzungen und Ergebnisse der Wesentlichkeitsanalyse?
  • Welche Perspektiven und Einsichten können Ihre Stakeholder im Rahmen des Assessments mit Ihnen teilen?
  • Welche zusätzlichen Themen könnten relevant oder wesentlich sein und sind diese bereits in der Wesentlichkeitsanalyse abgebildet?

Stakeholdergruppen

Ein weiterer initialer Schritt der Stakeholderbeteiligung besteht darin, zu bestimmen, welche Stakeholdergruppen relevant sind und in das Assessment einbezogen werden sollten. 

Die folgende Liste bietet eine erste Orientierung:

  • Unternehmensführung
  • C-Suite und Management
  • Kunden
  • Lieferanten
  • Investoren und Finanzpartner
  • Mitarbeiter
  • NGOs
  • Lokale Gemeinschaften
  • Öffentliche Partner
  • Hochschulen und Bildungseinrichtungen

Es ist wichtig, die Key-Stakeholder jeder Gruppe zu identifizieren und zu überlegen, wie sich das unternehmerische Handeln auf diese auswirkt und andererseits, wie deren Handeln das Unternehmen beeinflussen kann.

Möglichkeiten der Stakeholderbeteiligung

Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Stakeholder effektiv zu beteiligen. Von Online-Formularen über Einzelinterviews bis hin zur Implementierung von Beratungsgremien – die Bandbreite ist groß. Im Folgenden haben wir eine Auswahl möglicher Beteiligungsformate aufgegriffen.

Online-Umfragen und Fragebogenaktionen

Online-Umfragen sind eine der am häufigsten verwendeten Methoden zur Beteiligung von Stakeholdern. Ihr großer Vorteil liegt in der Skalierbarkeit und der weitestgehend automatisierten Auswertung, die es ermöglicht, eine große Anzahl von Stakeholdern einzubinden.

Das Design und der Umfang der Fragebögen lassen sich leicht anpassen. So können:

  • Allgemeine Fragen formuliert werden, die von allen Stakeholdergruppen beantwortet werden.
  • Spezifische Fragen je nach Stakeholdergruppe entwickelt werden, um differenzierte Perspektiven zu erfassen.

Mit aktuellen Tools kann der Umfrageverlauf motivierend gestaltet werden, etwa durch zusätzliche Kommentarfelder. Die Hauptvorteile dieses Ansatzes sind Skalierbarkeit, Geschwindigkeit und Kosteneffizienz. Zudem ermöglicht er anonymes Feedback, was ehrliche Antworten fördern kann.

Einzelinterviews mit Key-Stakeholdern

Einzelinterviews mit Key-Stakeholdern bieten differenzierte Einblicke und ein tiefgehenderes Verständnis potenziell wesentlicher Themen. Im Vergleich zu Online-Umfragen erfordern sie mehr Vorbereitungszeit und fokussieren sich auf eine begrenzte Anzahl von Themen, um intensive Diskussionen zu ermöglichen.

Typische Stakeholder für diese Interviews sind interne Führungskräfte, Investoren, wichtige Kunden, Lieferanten oder Vertreter der lokalen Gemeinschaft. Es ist sinnvoll, Key-Stakeholder im Voraus über die Themen zu informieren und Hintergrundinformationen bereitzustellen, um eine gute Vorbereitung zu gewährleisten.

Die Hauptvorteile dieses Formats sind ein nuanciertes Verständnis der Stakeholderperspektiven, ihrer Prioritäten und ihrer Motivation.

Fokusgruppen

Fokusgruppen binden mehrere Key-Stakeholder gleichzeitig ein. Abhängig von den zu diskutierenden Fragen werden passende Experten zusammengestellt. Häufig beginnt die Arbeit mit einem Impulsvortrag. Offene Fragen, formuliert von einem Moderatorenteam, leiten die Diskussion und sorgen für Fokus und aktive Teilnahme.

Im Vergleich zu Einzelinterviews bildet dieses Format eine breitere Palette von Ansichten ab und fokussiert gleichzeitig auf spezifische Themen. Unterschiedliche Perspektiven können komplexe Themen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und zu einem tieferen Verständnis der Prioritäten der Stakeholder führen.

Interdisziplinäre Workshops

Interdisziplinäre Workshops ähneln der Herangehensweise bei den Fokusgruppen, decken jedoch ein breiteres Themenspektrum ab. Die Teilnehmenden bringen unterschiedliche Hintergründe mit, was eine Vielzahl von Perspektiven ermöglicht. Solche Workshops können neue Lösungsansätze hervorbringen und die Vernetzung der Teilnehmenden fördern, was die Bindung zu den Stakeholdern stärkt.

Die Vorbereitung und Durchführung erfordert, dass sich das Moderationsteam auf die Teilnehmenden einstellt und umfassende Informationen vorab bereitstellt.

Advisory Panels oder Beratungsgremien

Advisory Panels erweitern die Idee interdisziplinärer Workshops, indem sie regelmäßige Interaktionen mit einer breit aufgestellten Gruppe von Stakeholdern über einen längeren Zeitraum zum Ziel haben, um kontinuierlich Feedback zu verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekten sowie zur ESG-Strategie und deren Umsetzung zu erhalten.

Ein Advisory Panel bietet eine fortlaufende Feedbackschleife, die wichtige Einblicke liefern kann und hilft, auf sich verändernde Erwartungen und Prioritäten der Stakeholder proaktiv zu reagieren. 

Öffentliche Konsultationen

Öffentliche Konsultationen sind eine weitere Möglichkeit, mit einem breiten Publikum in Kontakt zu treten. Obwohl Konsultationen über Online-Plattformen immer häufiger werden, finden sie oft auch als persönliche Treffen oder öffentliche Versammlungen statt.

Dieses Format kann dazu beitragen, den Ruf des Unternehmens zu stärken, in dem aktiv nach Stakeholderfeedback gesucht und dieses auch aufgenommen wird.

Für eine erfolgreiche öffentliche Konsultation sind gründliche Vorbereitung und Organisation notwendig, um alle Stakeholder zu informieren und effektive Interaktionen zu ermöglichen. Die Ergebnisse können anschließend mit den Teilnehmenden geteilt werden.

Online-Plattformen

Online-Plattformen ermöglichen eine kontinuierliche Einbindung einer breiten und vielfältigen Gruppe von Stakeholdern. Im Gegensatz zu einmaligen Online-Umfragen bieten sie einen fortlaufenden Stakeholderdialog. 

Diese Plattformen erlauben schnelles Feedback zu spezifischen Fragen und bieten durch ihre Zugänglichkeit und mögliche Echtzeit-Interaktionen einen hohen Mehrwert. Allerdings erfordert der Einsatz einer Online-Plattform Ressourcen, um sie optimal zu verwalten und den Erwartungen der Stakeholder gerecht zu werden.

Fokus auf eine Option zur Stakeholder-Beteiligung oder „Mix and Match“?

Die Wahl der richtigen Methode zur Stakeholder-Beteiligung hängt stark von den verfügbaren Ressourcen, den Zielen und dem angestrebten Ergebnis ab. 

Bei begrenzten Ressourcen kann eine Kombination aus Online-Umfragen und zusätzlichen vertiefenden Interviews mit Key-Stakeholdern ein guter Ansatzpunkt sein, um wertvolle Einblicke zu gewinnen. 

Ein hybrider Ansatz könnte darin bestehen, eine Online-Umfrage mit Fokusgruppen und Interviews zu kombinieren. Diese Strategie vereint die breite Perspektive einer großen Teilnehmergruppe mit den tiefgehenden Einsichten, die durch Fokusgruppen und Schlüssel-Interviews gewonnen werden.

Wenn das langfristige Ziel darin besteht, ein Beratungsgremium zu schaffen, können Einzelinterviews eine hervorragende Grundlage sein, um Stakeholder zur späteren Teilnahme an einem Beratungsgremium zu motivieren.

Zusammenfassung

Die oben genannten Optionen zeigen einige der vielfältigen Möglichkeiten, wie Unternehmen mit ihren internen und externen Stakeholdern in Kontakt treten und interagieren können. 

Wichtig ist es, Anfangshürden zu überwinden und abhängig von den verfügbaren Ressourcen die Methoden auszuwählen, mit denen die größte Hebelwirkung erreicht werden kann. Dabei können zunächst die Grundlagen geschaffen werden, auf die zu einem späteren Zeitpunkt mit ergänzenden Formaten aufgebaut werden kann.

Über NordESG

NordESG hat sich auf die Beratung zu ESG und Nachhaltigkeit in Deutschland, Europa und Nordamerika spezialisiert. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und zu implementieren.

Unternehmen unterstützen wir nicht nur dabei ihren Offenlegungspflichten wie der CSRD nachzukommen, sondern auch dabei ihre Nachhaltigkeitsstrategie proaktiv gegenüber ihren Stakeholdern wie Investoren, Geschäftspartnern, Kunden oder lokalen Gemeinschaften zu kommunizieren.

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