ISSB – Leitstern für die Nachhaltigkeitsberichterstattung?

ISSB Update Februar 2023 – Auf dem Weg zum Leitstern der Nachhaltigkeitsberichterstattung?

Die Mitglieder des International Sustainability Standards Board (ISSB) der IFRS Foundation haben die ersten beiden Berichtsstandards – »IFRS S1 – General Requirements« und »IFRS S2 – Climate-related disclosures« für die zukünftige Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen verabschiedet. In diesem Blogpost informieren wir zuerst über die Aufgaben des ISSB, beleuchten dann die aktuellen Entwicklungen und gehen der Frage nach, wann die ISSB Standards in Kraft treten.

IFRS und ISSB

Bevor wir auf die jüngsten Entwicklungen der Berichtsstandards eingehen, geben wir einen Überblick über das International Sustainability Standards Board (ISSB) und seine wichtigsten Ziele.

Die IFRS Foundation rief das ISSB im Jahr 2021 ins Leben, um globale Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu entwickeln, die es Unternehmen ermöglichen, in einer globalisierten Welt umfassende Nachhaltigkeitsinformationen bereitzustellen und gleichzeitig dem Informationsbedarf von Investoren und internationalen Kapitalmärkten zu nachzukommen.

Im März 2022 veröffentlichte das ISSB die ersten Entwürfe der Standards S1 und S2 für die zukünftige Nachhaltigkeitsberichterstattung. Seit dem hat es weitere Entwicklungen gegeben, die beispielsweise die Konsultation zu den »Exposure Drafts« oder zu Themen wie Biodiversität, Humankapital und zu der Frage, wie die Nachhaltigkeitsberichterstattung mit der Finanzberichterstattung verknüpft werden kann.

Diese Entwicklungen bestärken uns in unserer Einschätzung, dass die Standards IFRS S1 und IFRS S2 einen willkommenen Beitrag  zur weltweiten Nachfrage nach einheitlichen, verlässlichen und miteinander vergleichbaren Nachhaltigkeitsinformationen darstellen.

Gleichzeitig ist das ISSB gut aufgestellt, um diese Herausforderungen zu meistern, da es bei seiner Arbeit auf das Know-how von CDSB, der Value Reporting Foundation, SASB und der Arbeit des International Integrated Reporting Council zurückgreifen kann.

IFRS, ISSB, GRI, ESRS

Die Kernbestandteile der IFRS S1 und IFRS S2 Berichtsstandards

Die IFRS beschreibt die Kernaufgabe des IFRS S1 Berichtsstandards mit der Offenlegung von wesentlichen Informationen zu nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen, der Bereitstellung von grundsätzlichen Berichtsanforderungen – auch unter Verweis auf andere  Berichtsstandards bzw. Rahmenwerke, wenn kein spezifischer IFRS Standard vorhanden ist.

Nachhaltigkeit wird als die Fähigkeit eines Unternehmens beschrieben, kurz-, mittel- und langfristig Ressourcen und Beziehungen aufrechtzuerhalten und seine Abhängigkeiten und Auswirkungen innerhalb seines Geschäftsökosystems zu managen. Nachhaltigkeit wird als eine Bedingung für ein Unternehmen beschrieben, Zugang zu benötigten Ressourcen und Beziehungen (finanzielle, humane, natürliche) zu haben und deren Erhalt, Entwicklung und Erneuerung zu gewährleisten, um so seine Ziele erreichen zu können.

Gleichzeitig wird das Konzept der Wesentlichkeit wie folgt beschrieben: »Eine Information ist wesentlich, wenn davon ausgegangen werden kann, dass ihr Weglassen, eine falsche Angabe oder ihre Verschleierung die Entscheidungen von Anlegern beeinflussen könnte.« (vgl. [1] als Referenz).

Sustainability bzw. Nachhaltigkeit Materiality bzw. Wesentlichkeit
  • the ability for a company to sustainably maintain resources and relationships and manage its dependencies and impacts within its whole business ecosystem over the short, medium and long term.” 
  • a condition for a company to access the resources and relationships needed (such as financial, human and natural), ensuring their preservation, development and regeneration to achieve its goals.” 
  • Information is material if omitting, misstating or obscuring it could reasonably be expected to influence investor decisions.

IFRS S2 Berichtsstandard bezieht sich auf klimabezogene Angaben, wobei sich die Kernthemen der Offenlegung  auf die wesentlichen Informationen zu klimabezogenen Risiken und Chancen beziehen.

IFRS S2 bezieht sich auf Empfehlungen des TCFD und branchenbezogene Offenlegungsanforderungen (»financed emissions«). Offenzulegen sind Informationen zu physischen und zu Übergangsrisiken wie auch zu klimabezogenen Chancen.

Im Zusammenhang mit dem Begriff »Wesentlichkeit« wird in der Präsentation des ISSB ausgeführt, dass die Auswirkungen von klimabezogenen Risiken und Chancen auf die Leistung und Perspektiven eines Unternehmens zu identifizieren sind. Ebenso ist die Reaktion des Unternehmens auf und seine Strategie für das Management von klimabezogenen Risiken und Chancen, wie auch die Fähigkeit des Unternehmens zu bewerten, seine Planungen, sein Geschäftsmodell und seine Geschäftstätigkeit an klimabezogene Risiken und Chancen anzupassen (vgl. [2] als Referenz).

Ausführungen im Bezug auf die Wesentlichkeit
  • Determine the effects of climate-related risks and opportunities on the company’s performance and prospects” 
  • Understand the company’s response to, and strategy for, managing its climate-related risks and opportunities
  • Evaluate the ability of the company to adapt its planning, business model and operations to climate-related risks and opportunities” 

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Die Herausforderung, eine globale Baseline zu etablieren und dabei die Interoperabilität mit anderen Berichtsstandards sicherzustellen

Das Ziel des ISSB ist es, eine globale Baseline für die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu etablieren. Gleichzeitig gibt es seit langem etablierte Berichtsstandards wie GRI und in Europa ist der European Sustainability Reporting Standard (ESRS) auf der Zielgeraden, nachdem die Unternehmen, die unter die Regelungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) fallen, berichten werden. 

Wie wir bereits in diesem Blogpost herausgearbeitet haben, ist die Interoperabilität von Berichtsstandards in einer globalisierten Welt von zentralem Interesse, damit einerseits die Anforderungen von Investoren erfüllt und andererseits die Kosten für Compliance der Unternehmen gesenkt werden können. 

Zeitschienen und Unterstützung bei der Implementierung der IFRS Berichtsstandards

Erwartet wird, dass die Endfassung der Berichtsstandards Mitte 2023 veröffentlicht und ab dem 1. Januar 2024 zur Anwendung kommen – die Zeit drängt also.

Die Präsentationen, auf die wir uns oben im Text bezogen haben, vermitteln einen ersten Überblick darüber, wie Unternehmen den Einstieg in das Reporting nach den beiden Berichtsstandards IFRS S1 und IFRS S2 gestalten und mit der Implementierung beginnen können. Gleichzeitig hat das ISSB Erleichterungen wie auch Unterstützung bei der Implementierung der Berichtsstandards in Aussicht gestellt – dies umfasst auch ein »Partnership Framework«. 

Vorschau auf den zweiten Teil dieser Serie

Im zweiten Teil dieser Serie arbeiten wir die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Berichtsstandards von IFRS und dem ESRS vor dem Hintergrund der Begriffsbestimmungen zu »Nachhaltigkeit« und »Wesentlichkeit« heraus. Wir werden den zweiten Teil hier verlinken, sobald dieser veröffentlicht wurde. 

Quellen und weitere Fundstellen

Webinare und Präsentationen ISSB / IFRS: https://www.ifrs.org/news-and-events/news/2023/01/issb-corporate-reporting-webinar-series/

[1] https://www.ifrs.org/content/dam/ifrs/events-and-conferences/2023/january/corporate-reporting-webinar-series-pt-1.pdf

[2] https://www.ifrs.org/content/dam/ifrs/events-and-conferences/2023/january/corporate-reporting-webinar-series-part-2.pdf

[3] Unser Beitrag zur Interoperabilität von Reporting Frameworks

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NordESG hat sich auf die Beratung zu ESG und Nachhaltigkeit in Deutschland, Europa und Nordamerika spezialisiert. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und zu implementieren.

Unternehmen unterstützen wir nicht nur dabei ihren Offenlegungspflichten wie der CSRD nachzukommen, sondern auch dabei ihre Nachhaltigkeitsstrategie proaktiv gegenüber ihren Stakeholdern wie Investoren, Geschäftspartnern, Kunden oder lokalen Gemeinschaften zu kommunizieren.

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