Einordnung von Klimarisiken mit CVaR, CTVaR und PCVaR – NordESG

Einordnung von Klimarisiken mit CVaR, CTVaR und PCVaR

Die Risikoabschätzung und Implementierung eines Risikomanagementsystems sind Grundlagen fast jeder Investition. Während die Bewertungsinstrumente für marktübliche Investitionen einen hohen Reifegrad aufweisen, ist der Einbezug von Klimarisiken in die Bewertung von Investitionen relativ neu. Die dafür erforderlichen Instrumente zur Bewertung von Klimarisiken entwickeln sich ebenfalls weiter. In diesem Blogpost betrachten wir zwei Instrumente, die zur Bewertung von klimabezogenen Risiken entwickelt wurden: CVaR steht für “Climate Value at Risk” und CTVaR für “Climate Transition Value at Risk”. Sie wurden von Carbon Delta (heute ein Teil von MSCI) und Willis Towers Watson (WTW) entwickelt. Beide können als eine Erweiterung der “traditionellen” Risikobewertung “Value at Risk” verstanden werden.

Was bedeutet “Value at Risk”?

Der VaR ist ein spezifisches Risikomaß für Finanzrisiken. Der VaR ist in der Finanzdienstleistungsbranche ein etablierter Begriff. Das Gabler Wirtschaftslexikon  führt dazu aus: Der VaR ist ein “spezifisches Risikomaß, mit Anwendungen im Bereich der Finanzrisiken, insbesondere der versicherungswirtschaftlichen Risiken. Ausgehend von einem fixierten Zeitintervall und einer vorgegeben Ausfallwahrscheinlichkeit (Konfidenzniveau) ist der VaR einer Finanzposition diejenige Ausprägung der Verlusthöhe, die mit der vorgegebenen Wahrscheinlichkeit nicht überschritten wird (Probable Maximum Loss).”

Was versteht man unter Climate Value at Risk (CVaR)?

CVaR wurde von Carbon Delta entwickelt. Das Konzept von CVaR wurde in einem 2019 von der UNEP Finance Initiative veröffentlichten Bericht ausführlich erläutert. In diesem Bericht wurde die Arbeit von zwanzig institutionellen Anlegern vorgestellt, die zusammenarbeiteten, um “modernste Methoden zu analysieren, zu bewerten und zu testen, die eine auf 1,5°C, 2°C- und 3°C-Szenarien basierende Analyse ihres Portfolios in Übereinstimmung mit den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) ermöglichen.”

Dem Bericht zufolge wird die CVaR-Metrik verwendet, um die Auswirkungen der mit dem Klimawandel verbundenen Risiken und Chancen auf den Marktwert eines Assets unter einem bestimmten Klimaszenario über einen Zeithorizont von 15 Jahren entlang von physischen wie auch Klimarisiken zu bewerten.

Nach der Definition der Bank of International Settlements handelt es sich bei physischen Risiken um die wirtschaftlichen Kosten und finanziellen Verluste, die sich aus der zunehmenden Schwere und Häufigkeit von Ereignissen, die im Zusammenhang mit dem sich vollziehenden Klimawandel stehen, ergeben. Übergangsrisiken hingegen sind diejenigen Risiken, die sich aus dem Übergang in eine net-zero Wirtschaft ergeben. Zu den physischen Risiken gehören akute und latente Risiken, während zu den Übergangsrisiken politische und rechtliche Risiken, technologische Risiken, Marktrisiken und Reputationsrisiken zählen.

Die Verwendung des CVaR ist nicht nur auf die Bewertung eines einzelnen Assets beschränkt, sondern kann für die Bewertung des Marktwerts von Unternehmen, Wertpapieren, Immobilien und Portfolios herangezogen werden.

Berechnet werden kann das CVaR wie folgt:

  • CVaR(Enterprise) = Present Value of climate costs or profits/Market value of enterprise
  • CVaR(Equity) = (equity climate costs/profits)/market value of equity
  • CVaR(Debt) = (debt climate costs/profits)/market value of debt 

Der Bericht kann hier eingesehen werden.

Was versteht man unter Climate Transition Value at Risk (CTVaR)?

CTVaR geht einen Schritt weiter als CVaR und konzentriert sich auf Risiken, die sich aus dem Klimawandel ergeben. Der von Willis Towers Watson (WTW) entwickelte CTVaR misst die erwartete Veränderung der heutigen Preise von Assets als Resultat aus dem Übergang in eine net-zero Wirtschaft, die ihren Ursprung in politischen, regulatorischen, technologischen und Kundenpräferenzen hat.

Laut WTW ähnelt die Abschätzungen des CTVaR dem CVaR in dem Sinn, dass die Auswirkungen des Klimawandels auf einzelne Unternehmen abgeschätzt und auf Portfolioebene aggregiert werden.  

CTVaR stellt einen granularen Bottom-up-Ansatz zur Messung der Auswirkungen, welche die Veränderungen in der Weltwirtschaft auf die Bewertung eines Unternehmens haben werden, dar. Mehr Informationen zum CTVaR gibt es hier.

Was versteht man unter Physical Climate Value at Risk (PCVaR)?

Physische Risiken bilden die zweite Säule der Klimarisiken. Laut dem ISS ist es für Anleger wichtig, die Exposition eines Portfolios gegenüber Klimarisiken und die Treiber dieser Risiken abzuschätzen. Zu diesen Treibern gehören der geografische Fußabdruck eines Unternehmens und die Art der Geschäftstätigkeit. Der ISS erklärt, wie die “Anlagenintensität” (Gesamtwert der zur Erzielung eines bestimmten Umsatzes genutzten Immobilien) den VaR einer Anlage beeinflussen kann. Analysen dieser Art helfen bei der Schätzung des physischen Risikoklimas eines Vermögenswerts oder Portfolios. Der ISS-Artikel zu diesem Thema kann hier abgerufen werden.

Zusammenfassung

Die Bewertung und das Management von Klimarisiken wird immer wichtiger. Neue Instrumente wie CVaR und CTVaR werden deshalb voraussichtlich in großem Umfang eingesetzt und weiterentwickelt werden.

Über NordESG

NordESG hat sich auf die Beratung zu ESG und Nachhaltigkeit in Deutschland, Europa und Nordamerika spezialisiert. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre ESG- und Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln und zu implementieren. Wir unterstützen Unternehmen nicht nur dabei ihren Offenlegungspflichten wie der CSRD nachzukommen, sondern auch dabei ihre Nachhaltigkeitsstrategie proaktiv gegenüber ihren Stakeholdern wie Investoren, Geschäftspartnern, Kunden oder lokalen Gemeinschaften zu kommunizieren. 

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