Ein guter Start – Start-Ups und ESG-Faktoren

Ein guter Start – Start-Ups und ESG

Ein Unternehmen zu gründen ist keine leichte Aufgabe. Alles zu organisieren ist ein Vollzeitjob. Warum gerade in dieser Phase schon über “ESG” nachdenken, wenn es noch so viele andere Aufgaben zu erledigen gibt? Später ist doch sicher noch genug Zeit, sich Gedanken zu machen, oder? In diesem Beitrag “Start-Ups und ESG” geben wir erste Impulse warum es gerade für Start-Ups interessant sein kann, ESG-Überlegungen gleich von Anfang an in ihr Geschäftsmodell zu integrieren. Und wir sprechen über die Vorteile, die dies mit sich bringt.

Gründen…

Viele gute Ideen kommen zusammen und schließlich nimmt eine Geschäftsidee Gestalt an. In dieser Phase geht es um Details: es geht um Produkte, Dienstleistungen, Auftraggeber und Kunden. Und es geht um die Vision und Mission des neuen Unternehmens.

Für Gründer:Innen, die dabei sind, ein neues Unternehmen zu starten, sind die Tage nie lang genug, um alle Todos zu erledigen. Sie konzentrieren sich auf das Produktdesign, den Markenaufbau, um die Finanzierung und nicht zuletzt um die Bürokratie.

Die Chancen stehen gut, dass sie schon von ESG gehört haben und davon, dass große Unternehmen auf ESG setzen und es in ihre Geschäftsmodelle integrieren. Ist ESG also ein Thema, das nur für große Konzerne relevant ist? Können auch Start-ups und kleine Unternehmen von ESG profitieren? Und was ist dieses ESG überhaupt? In unserem Beitrag “Start-Ups und ESG – Ein guter Start” geben wir einen ersten Überblick.

Was ist ESG?

Bevor wir ins Detail gehen, hier ein kurzer Überblick, wofür ESG eigentlich steht. ESG ist ein Kürzel für “Environment”, “Social” und “Governance”. ESG-Faktoren beschreiben die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt, auf soziale Belange und auf die Unternehmensführung. Die schlechte oder gute Nachricht – je nach Perspektive – ist, dass es keinen “one-size-fits-all”-Ansatz gibt. Während einzelne ESG-Aspekte für eine Branche von sehr großer Bedeutung sind, können sie für eine andere von nachrangigem Interesse sein.

Umwelt

Jedes Unternehmen hat Einfluss auf die Umwelt und wird auch von ihr beeinflusst. Risiken, die sich aus dem vollziehenden Klimawandel ergeben sind ein Beispiel dafür. Im Bereich der Umweltkriterien wird der Input und Output eines Unternehmens erfasst. Dazu gehören beispielsweise der Energie- und Wasserverbrauch oder das Abfallmanagement. Stichwort CO2-Emissionen. Diese können sich auch auf den CO2-Fußabdruck eines Produktes entlang der gesamten Lieferkette beziehen. Der Einfluss von Umweltfaktoren ist sehr individuell. Für manche Unternehmen können der Wasserverbrauch oder die Abfallentsorgung besonders relevant sein. Für andere Unternehmen haben umweltfreundliche Verpackung und CO2-neutraler Versand eine hohe Priorität.

Soziales

Soziale Kriterien beziehen sich nicht nur auf den Umgang mit der Belegschaft, Diversity und Integration. Der Fokus liegt auf allen Beziehungen und Verflechtungen, die ein Unternehmen mit den örtlichen Gemeinden, Institutionen und der breiten Öffentlichkeit hat – und soziale Kriterien haben einen erheblichen Einfluss, wenn es um Reputation und Vertrauen eines Unternehmens geht.

Governance

Bei der Governance geht es um die Regeln, die sich ein Unternehmen selbst gibt. Es geht darum, wie in einem Unternehmen Entscheidungen getroffen werden, wie das Unternehmen geführt wird, es geht um Transparenz und Vertrauen. Governance bezieht sich auch auf den Umgang mit allen Stakeholdern und wie deren Bedürfnisse wahrgenommen und berücksichtigt werden. Nicht zuletzt geht es in diesem Bereich auch darum, welche Maßnahmen getroffen werden, um allen Regelungen und gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden.

Relevant für Start-ups?

Die Motivation, ESG-Aspekte frühzeitig in die Unternehmensführung zu implementieren, kann sehr unterschiedlich sein.

Eine Motivation kann sein, Investoren zu gewinnen. Für diese spielen ESG-Überlegungen eine zunehmend wichtigere Rolle. Eine andere Motivation kann im Kundenvertrauen, der Werteentwicklung eines Unternehmens und der Reputation liegen.

Recruiting ist ein weiteres Stichwort. Junge Talente stellen heute andere Ansprüche an ihre Arbeitgeber – auch und gerade bei Themen, die eine hohe Relevanz für ESG-Faktoren haben. Junge Talente für ein Unternehmen zu gewinnen, ist heute mit anderen Herausforderungen verbunden. Vor allem Millennials fragen nach dem tieferen Sinn, wenn es um die Berufswahl und die Wahl des Arbeitgebers geht. Nachhaltigkeit, ein Fokus auf ökologische und soziale Belange sind für den Rekrutierungsprozesses relevanter geworden. Gelingt es zu einer guten Übereinstimmung von Vision und Mission eines Unternehmens mit den persönlichen Werten und Vorstellungen der Mitarbeiter:Innen zu finden, dann wirkt sich dies positiv auf die Produktivität und die Mitarbeiterbindung aus – alles Faktoren, die einem Start-Up dabei helfen, sich gut zu entwickeln.

Positionierung und Werte

Die Positionierung eines Unternehmens und dessen Werte sind relevant für Kunden und deren Kaufentscheidungen. Eine Marke ist längst mehr als nur ein Slogan, sondern bezieht auch die Positionierung eines Unternehmens in sozialen und ökologischen Belangen mit ein. Hier entsteht die Möglichkeit einer frühzeitigen und klaren Positionierung und damit die Chance, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz aufzubauen.

ESG-Überlegungen können dazu beitragen, die Vision und Mission eines Unternehmens zu schärfen. Mehr noch, sie können auch dazu beitragen, diese Ziele zu kommunizieren. Die konsequente Berücksichtigung von ESG-Faktoren kann andere Denkansätze eröffnen bzw. fördern. Langfristige und nachhaltige Wertschöpfung rückt in den Vordergrund. Dies kann dazu beitragen, kurzfristiges Denken zu überwinden und langfristige Strategien zu entwickeln.

Ein weiterer Vorteil kann sich aus der Kommunikation “nach Innen” ergeben. Sich gemeinsam im Team Gedanken zu machen, stärkt den Teamspirit und trägt dazu bei, gemeinsam Ziele anzugehen und zu erreichen.

Wie anfangen?

Wie kann man ESG-Aspekte in ein Start-Up-Unternehmen integrieren? Ein guter Ausgangspunkt ist die Durchführung einer (auch vorläufigen) Wesentlichkeitsanalyse, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die individuelle ESG-Landschaft aussieht, welche Stakeholder es gibt und welche ESG-Faktoren am relevantesten für das Unternehmen sind.

Hier gibt es keinen “One-size-fits-most”-Ansatz. Ein Unternehmen, das im Lebensmitteleinzelhandel tätig ist, wird eine andere ESG-Landschaft haben als ein Unternehmen, das Sportgeräte verkauft und ein reines Dienstleistungsunternehmen hat wiederum andere Schwerpunkte.

Wichtig ist es in jedem Fall, die relevanten Stakeholdergruppen zu identifizieren und deren Anforderungen frühzeitig in die Strategieentwicklung zu integrieren. Stakeholder sind beispielsweise Kunden, Mitarbeiter, Aktionäre, Kommunen, Aufsichtsbehörden, Lieferanten oder Geschäftspartner.

Und dann?

Wie geht es weiter? Einer der nächsten Schritte wird es sein darüber zu entscheiden, wie mit den Ergebnissen umgegangen werden soll. Soll ein Reporting eingerichtet werden und wenn ja, nach welchem Standard soll das Reporting erfolgen?

Nur zwei Beispiele sind die von GRI und SASB entwickelten Standards. Die Entscheidung, welcher Standard angewendet wird, hängt höchstwahrscheinlich von der Branche ab, in der ein Unternehmen tätig ist.

Der Sinn der gesamten Bemühungen sollte dabei nicht vergessen werden: Das Ziel ist es, ESG-Überlegungen in die Unternehmensführung zu integrieren, um insgesamt eine bessere Performance zu erreichen. Das bedeutet, dass die ESG-Zielsetzungen die Unternehmensziele ergänzen, damit ESG ein Teil des gesamten Betriebssystems des Unternehmens werden kann.

Und was nicht?

Gibt es auch Dinge, die man auf keinen Fall tun sollte? Ja, die gibt es. Auf dem Spitzenplatz steht Greenwashing. Wer Greenwashing betreibt, der riskiert das Vertrauen der Kunden.

Ein weiterer Punkt: Nicht nur mit qualitativen Aussagen agieren. Die Berichterstattung zu bestimmten ESG-Aspekten wird qualitativ statt quantitativ sein müssen, aber das sollte die Ausnahme und nicht die Regel sein. Sonst wird es schwierig, messbare Erfolge zu kommunizieren und Erfolge überhaupt zu messen.

ESG-Faktoren in ein noch wachsendes Unternehmen zu integrieren ist weitaus einfacher, als eine bestehende Unternehmenskultur um ESG-Aspekte zu ergänzen. Deshalb haben Unternehmer:Innen, die frühzeitig handeln, eine gute Startposition.

Fazit

Die Berücksichtigung von ESG-Faktoren bereits in einer frühen Phase des Unternehmenswachstums kann helfen, sich auf die langfristige Wertschöpfung zu konzentrieren und ein Bewusstsein für die mit ESG-Faktoren unterlegten Risiken zu entwickeln.

Darauf aufbauend können Strategien zur Risikominderung etabliert werden. Überlegungen rund um ESG-Aspekte unterstützen auch die Markenentwicklung und das Branding, und bauen Vertrauen bei Kunden auf.

Letztlich besteht die Chance, einen Wettbewerbsvorteil zu entwickeln, indem unternehmerische Verantwortung gezeigt und klar kommuniziert wird, wie das Unternehmen einen positiven Beitrag für die Gesellschaft und die Umwelt leistet.

Weitere Informationen

Informationen zu den Standards von GRI gibt es hier. Informationen zu SASB finden Sie hier.