Net-Zero Strategie und Klimawandel | NordESG

Klimawandel, Net-Zero Strategien, Dekarbonisierung von Lieferketten – Stakeholdererwartungen und regulatorische Trends – Teil 1

Das Jahr 2022 brachte bisher nicht gekannte Hitzewellen, Überschwemmungen und Schneestürme mit sich. Global gesehen reiht sich das vergangene Jahr in die Liste der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ein. Klimawissenschaftler prognostizieren, dass auch dieses Jahr (2023) zu den wärmsten Jahren zählen wird. Der Anteil von Treibhausgasemissionen in der Atmosphäre hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen und treibt den Klimawandel weiter voran. Das Klima wird nicht nur wärmer. Auch andere Klimaereignisse wie Überflutungen, Dürren und Stürme nehmen zu. Nicht selten wird deshalb von einer Klimakrise gesprochen. Von Unternehmen wird erwartet, dass sie ihren Beitrag leisten und den Kampf gegen den Klimawandel aufnehmen. Neben dem Management ihrer eigenen Klimarisiken sind es Stakeholdererwartungen, die Unternehmen dazu bringen, sich mit dem Thema Dekarbonisierung des eigenen Unternehmens und ihrer Lieferketten aktiv auseinanderzusetzen. In diesem Blogpost geben wir zunächst einen Überblick über die wissenschaftlichen Erkenntnisse rund um den Klimawandel. Danach ordnen wir ein, welche Handlungsmöglichkeiten sich für Unternehmen anbieten, um Net-Zero – auch bei ihren Lieferketten – zu erreichen, auf welche Strategien und auf welche Frameworks sie dabei zurückgreifen können. Im letzten Teil gehen wir auf sich abzeichnende und sich bereits vollziehende regulatorische Trends ein.

Steigende Temperaturen

Die Themen »Klimawandel« und »globale Erwärmung« sind komplex und entsprechend umfangreich sind die Informationen, die es zu diesem Themenbereich gibt. Deshalb beschränken wir uns an dieser Stelle auf die Kerninformationen und verweisen für weitere Details auf die weiterführenden Links am Ende dieses Blogposts.

Klimawandel und Net-Zero - Temperaturanstieg gegenüber der vorindustriellen Epoche

In der obigen Abbildung ist die Abweichung der globalen Durchschnittstemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit dargestellt. In der Abbildung sind insgesamt sechs international anerkannte Datensätze von Institutionen wie NOAA oder Berkeley zusammengefasst. Der Trend ist klar: Es wird immer wärmer und die globale Durchschnittstemperatur lag im Jahr 2022 rund 1,15 °C über dem Durchschnitt der vorindustriellen Epoche. Die Jahre 2015 bis 2022 waren die wärmsten Jahre seit Anfang der Wetteraufzeichnungen. Vorhersagen gehen davon aus, dass sich dieser Trend weiter fortsetzen wird. Das Met Office geht davon aus, dass die Temperaturen im Jahr 2023 zwischen 1,08 °C und 1,32 °C über dem vorindustriellen Durchschnitt liegen werden. 

El Niño

In diesem Jahr muss damit gerechnet werden, dass der El Niño Effekt zu höheren globalen Durchschnittstemperaturen beitragen wird. Einige Vorhersagen gehen davon aus, dass sich El Niño gegen Ende des Jahres bemerkbar machen und die Entwicklung von extremen Wetterlagen begünstigen wird. Einige Prognosen gehen so weit, dass von einer 50 % Chance ausgegangen wird, eine Erwärmung von mehr als 1,5 °C zu erreichen.

Treiber des Klimawandels

Treibhausgase sorgen für eine Erwärmung der Atmosphäre. Mit einer zunehmenden Konzentration von Treibhausgasen intensiviert sich dieser Effekt. Treibhausgasemissionen können zum einen auf menschliche Aktivitäten zurückgeführt werden, können aber auch natürlichen Ursprungs sein. Wichtig ist der Hinweis, dass sich Treibhausgasemissionen nicht auf Kohlendioxidemissionen (CO₂) beschränken. Methan (CH4) und Schwefelhexafluorid (SF6) sind nur zwei Beispiele für, im Vergleich mit Kohlendioxid, deutlich potentere Treibhausgase.

Treibhausgasemissionen, Klimawandel

Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre wird bereits seit langem systematisch wissenschaftlich erfasst und ausgewertet. Im direkten Vergleich zum Jahr 2021 hat die Konzentration von CO₂ um 2,1 ppm und die von CH4 um 12 ppb zugenommen und lag im Jahr 2022 durchschnittlich bei 417ppm CO₂ und 189 ppb CH4. Die wissenschaftliche Einordnung dieser Werte kann wie folgt charakterisiert werden: Bezogen auf CO₂ sind diese die höchsten gemessenen Werte in den vergangenen zwei Millionen Jahren und für Methan sind es die höchsten Werte seit den vergangenen 800.000 Jahren. Zu befürchten sind auch sich selbst verstärkende Prozesse: Der vom Menschen gemachte Klimawandel führt zu Dürren, die ihrerseits ein größeres Gefahrenpotenzial für Waldbrände mit sich bringen. So haben die Waldbrände in Frankreich, Spanien, Deutschland und Slowenien zu den höchsten CO₂-Emissionen in den vergangenen 20 Jahren aus dieser Kategorie geführt.

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Ein alarmierender Trend und ein wachsendes Risiko

Die Frage ist, ob vor dem Hintergrund der oben geschilderten Umstände das in Paris vereinbarte 1,5 °C Ziel eingehalten werden kann. Die Absicht hinter dem 1,5 °C Ziel ist es, zumindest die verheerendsten, nicht jedoch alle, Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden. Wie schnell kann die Menschheit handeln, um zum einen die Treibhausgasemissionen effektiv zu verringern und um sich zum anderen an die potenziellen Folgen des Klimawandels anzupassen? Unglücklicherweise, das zeigen die Ereignisse des vergangenen Jahres plastisch, zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher: Eine Vielzahl von schweren Wetterereignissen forderte Menschenleben, zerstörte Lebensgrundlagen und Infrastruktur, wirkte sich negativ auf die Gesundheit aus und beeinträchtigte die Nahrungs- und Energiesicherheit genauso wie die Versorgung mit Trinkwasser.

Schäden

Das Problem mit Klimaereignissen ist, dass sie schnell in Vergessenheit geraten. Zur Erinnerung eine kurze Zusammenschau der Ereignisse des Jahres 2022: Schon im Frühjahr trafen Hitzewellen Pakistan und Nordindien und brachten Rekordtemperaturen mit sich. Auch China war von ausgedehnten Hitzewellen betroffen, die teilweise dazu führten, dass Unternehmen nicht mehr produzieren konnten. Zentralchina und die östlichen Landesteile litten unter anhaltenden Dürren. Hitzewellen gab es aber auch in Teilen Europas, Afrikas und Nord- wie auch in Südamerika. In Deutschland und dem Vereinigten Königreich trockneten Flüsse aus und waren für den Schiffsverkehr nicht mehr nutzbar.  Die niedrigen Pegelstände sorgten auch dafür, dass die Energieproduktion zurückgefahren werden musste, da nicht mehr genügend Kühlwasser zur Verfügung stand. Die hohen Temperaturen, es war der im Durchschnitt wärmste Sommer in Europa, hatten darüber hinaus negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft. In Afrika führte die anhaltende Dürre in einigen Landesteilen zu humanitären Katastrophen. Der August brachte so ergiebige Regenfälle in Pakistan mit sich, die zu Überschwemmungen und großen Zerstörungen in weiten Landesteilen führten. Überschwemmungen gab es auch in Australien als Folge von unterdurchschnittlichen Temperaturen, aber überdurchschnittlichem Niederschlag. Ende 2022 traf es Nordamerika mit schweren Stürmen, heftigem Schneefall und niedrigen Temperaturen. Zusammengefasst: Die Auswirkungen des Klimawandels haben die Leben von Millionen von Menschen betroffen, Menschenleben gefordert, Infrastruktur zerstört und Schäden in Milliardenhöhe verursacht.

Handlungsbedarf

Der Klimawandel stellt eine globale Herausforderung dar. Die Gruppen, die den geringsten Beitrag zum Klimawandel leisten, sind unglücklicherweise oft auch diejenigen, die am ehesten von den Folgen der Klimaveränderung betroffen sind und am schlechtesten mit Anpassungsstrategien reagieren können. Auch deshalb ist die Einhaltung des 1,5 °C Ziels so wichtig, um zumindest eine Chance darauf zu haben, die schwerwiegendsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Um dies zu erreichen, müssen Treibhausgasemissionen signifikant reduziert und schließlich der Übergang zu Net-Zero geschafft werden. 

Warum der Weg zu Net-Zero wichtig ist

Der Weg hin zu Net-Zero ist genauso wichtig wie das Erreichen des Net-Zero Ziels selbst. Dazu folgendes Gedankenexperiment.

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Zwei Unternehmen, »Unternehmen A« und »Unternehmen B« kündigen an, bis zum Jahr 2050 Net-Zero erreichen zu wollen. »Unternehmen A« plant seine Treibhausgasemissionen zunächst bis zum Jahr 2040 langsam zu senken und ab 2045 die verbleibenden Emissionen bis auf das Net-Zero Niveau zu reduzieren. Im Gegensatz dazu plant »Unternehmen B« seine Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 zu halbieren und diesen Trend möglichst schnell fortzusetzen. Ab dem Jahr 2040 werden dann die restlichen verbliebenen Emissionen auf das Net-Zero Niveau gesenkt. Beide Unternehmen erreichen Net-Zero, jedoch mit einem sehr unterschiedlichen Emissionsprofil. Die kumulierten Emissionen von »Unternehmen A« sind in diesem Beispiel mehr als doppelt so hoch wie die von »Unternehmen B«.  Dieses Beispiel soll illustrieren, dass auch der Weg zu Net-Zero wichtig ist und sich schnelles Handeln erheblich auf den gesamten kumulierten CO₂-Fußabdruck auswirken kann. Wie können Unternehmen Net-Zero Strategien entwickeln und welche Frameworks unterstützen sie dabei? 

Vorschau

Im zweiten Teil dieses Blogposts, den wir hier nach seiner Veröffentlichung verlinken werden, gehen wir der Frage nach, wie Unternehmen den Übergang zu Net-Zero planen und umsetzen können. Beispielsweise durch wissenschaftlich untermauerte Ansätze wie dem SBTi Framework. Darüber hinaus diskutieren wir Umsetzungsmöglichkeiten für die Dekarbonisierung von Lieferketten und geben einen Überblick über die regulatorischen Trends in den Vereinigten Staaten, Europa, Australien und Asien. 

Quellen und weiterführende Informationen

World Meteorological Organization: Past eight years confirmed to be the eight warmest on record

NASA: 2022 Fifth Warmest Year on Record, Warming Trend Continues

NASA: GISS Surface Temperature Analysis (v4)

Met Office: 2022 – sixth warmest year on record globally

Met Office: 2023 set to be the tenth consecutive year at 1°C or above

Met Office: Climate Dashboard

Copernicus: 2022 was a year of climate extremes, with record high temperatures and rising concentrations of greenhouse gases

Met Office: Datasets

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