Scope 1, 2 und 3 Treibhausgasemissionen systematisch erfassen – Chancen und Herausforderungen für Unternehmen
Wo liegen die Herausforderungen für Unternehmen bei der systematischen Erfassung von Scope 1, 2 und 3 Treibhausgasemissionen? In diesem Blogpost gehen wir dieser Frage nach und geben einen Überblick über
- die Unterschiede von Scope 1, 2 und 3 Treibhausgasemissionen
- Stellen mögliche Stakeholdererwartungen vor
- Skizzieren die ersten Schritte auf der Reise zu Net-Zero
Eine globale Herausforderung
Es besteht ein globaler Konsens darüber, dass nur durch eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen die Auswirkungen des vom Menschen gemachten Klimawandels auf ein akzeptables Maß verringert werden können, um negative Auswirkungen auf alle Lebensbereiche zu vermeiden. Unternehmen sind häufig selbst ein Teil der Herausforderung, genauso aber auch der Lösung da sie über die notwendigen Ressourcen und Möglichkeiten verfügen, einen Beitrag zur Verringerung von Treibhausgasemissionen zu leisten.
Warum Corporate Carbon Accounting?
Was sind die Treiber für Corporate Carbon Accounting aufgeschlüsselt nach Scope 1, 2 und 3? Vorschriften und Gesetze haben daran genauso einen Anteil an wie marktgetriebene Aspekte.
Blickwinkel von Stakeholdern
Stakeholder interessieren sich zunehmend für die Umweltleistung von Unternehmen und deren Berichterstattung darüber. Sie erwarten also viel von den Unternehmen – und das ist eine gute Nachricht für diejenigen Unternehmen, die etwas verändern wollen. Auf die Frage, was Unternehmen in Bezug auf den Klimawandel tun sollten, lauten die drei häufigsten Antworten
- CO2-Emissionen reduzieren
- den Klimawandel in die Unternehmensstrategie einbeziehen
- Steigerung der Energieeffizienz
Blickwinkel von Investoren
CO2-Emissionen haben erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Umwelt. Daher sind Investoren zunehmend daran interessiert, den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens zu kennen und zu wissen, wie dessen Management gestaltet ist. Der Klimawandel und die damit verbundenen Risiken werden als “material” Risiken bzw. als finanzielle Risiken verstanden und können sich dementsprechend auf auf Investitionsentscheidungen auswirken.
Blickwinkel regulatorische Anforderungen
Mit der Einführung der CSRD in Europa und vergleichbaren Vorschriften im Vereinigten Königreich, , den USA, Kanada und Neuseeland wird die Berichterstattung über CO2-Emissionen zu einem festen Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Berichterstattung nach dem TCFD-Standard beinhaltet zum Beispiel die Ermittlung des Status-Quo und die Formulierung von Zielen für die Reduktion von CO2-Emissionen. Der Entwurf des European Sustainability Reporting Standards (ESRS) sieht vor, dass Unternehmen die unter die Regelungen der CSRD fallen, regelmäßig ihre Scope 1, 2 und 3 Emissionen erfassen und offenlegen müssen.
Blickwinkel von Unternehmen
Die systematische Erfassung von Treibhausgasemissionen bietet neben allen damit verbundenen Herausforderungen auch Chancen für Unternehmen. Dazu zählen die Identifikation von Einsparpotenzialen und damit einhergehend die mögliche Reduktion von Energieverbrauch und -kosten. Ein belastbares Baseline-Assessment und damit verbundene Ziele sind wichtige Beiträge für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und damit indirekt auch für ESG-Ratings. In Verbindung mit einer Wesentlichkeitsanalyse können sich noch weitere strategische Ansatzpunkte ergeben. All das kann dazu beitragen, Transformations- bzw. Übergangsrisiken zu erkennen und zu verringern.
Wie können Treibhausgasemissionen systematisch erfasst werden?
Ein guter Ausgangspunkt für die systematische Erfassung von Treibhausgasemissionen ist das international anerkannte Greenhouse Gas Protocol (GHG). Das GHG gilt als einer der umfangreichsten Standards für die Erfassung und das Management von Treibhausgasemissionen. Das GHG berücksichtigt direkte (Scope 1) wie auch indirekte (Scope 2 und 3) Emissionen.
Scope 1 Emissionen
Als Scope 1 Emissionen werden THG-Emissionen aus Quellen, die direkt dem Besitz bzw. Geltungsbereich eines Unternehmens zugeordnet werden können verstanden. Ein Beispiel dafür ist die Heizungsanlage eines Unternehmens.
Scope 2 Emissionen
Scope 2 Emissionen sind indirekte Emissionen, die beispielsweise bei der Erzeugung zugekaufter elektrischer oder thermischer Energie entstehen. Häufig stellt dabei der eingekaufte Strom in dieser Kategorie eine der größten Quellen für Treibhausgasemissionen dar.
Scope 3 Emissionen
Scope 3 Emissionen bilden eine weitere Kategorie indirekter Treibhausgasemissionen. Sie sind die indirekten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens, die nicht unter Scope 2 fallen. Sie resultieren aus Unternehmensaktivitäten, stammen aber aus Quellen, die nicht dem Unternehmen gehören oder von ihm kontrolliert werden. Scope-3-Emissionen werden in zwei Unterkategorien aufgeteilt: Solche, die entlang der vorgelagerten Wertschöpfungskette und solche, die entlang der nachgelagerten Wertschöpfungskette entstehen (up- bzw. downstream Emissionen). Die Erfassung von Scope 3 Emissionen ist besonders aufwändig, da Unternehmen dabei auf viele Angaben von Zulieferern wie auch Kunden angewiesen sind.
Chancen und Herausforderungen
Eine der größten Herausforderung der sich Unternehmen bei der Erfassung von CO2-Emissionen gegenübersehen besteht darin, dass alle Emissionen berücksichtigt werden – aus dem eigenen Unternehmen, entlang der Lieferkette und auch solche, die aus der Produktnutzung entstehen. Dies erfordert eine Menge Recherchen. Ein weiteres Hindernis, auf das Unternehmen häufig stoßen, ist die Tatsache, dass keine “Einheitslösung” gibt, die für alle Unternehmen passt. Vielmehr müssen gerade bei indirekten Scope 3 Emissionen individuelle Ansätze für die Betrachtung entlang der gesamten Wertschöpfungskette gefunden werden.
Sind diese Herausforderungen jedoch bewältigt, bieten sich für Unternehmen einige interessanten Chancen. Dazu zählt beispielsweise die bereits angesprochene Optimierung von Energiekosten, aber auch die Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette in Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen, um innovative Lösungen für gemeinsame Probleme zu entwickeln.
Erste Schritte
Die Erhebung von Treibhausgasemissionen ist ein komplexes Thema, das in keinem Fall unterschätzt werden sollte. Für den Einstieg bietet es sich deshalb häufig an, zunächst auf Scope 1 und 2 Emissionen abzustellen. Scope 3 Emissionen sind wesentlich komplexer zu erfassen und zu quantifizieren. Abstimmungen mit Zulieferern werden dabei genauso notwendig sein wie ggf. die Durchführung von Lifecycle-Assessments.
Sobald eine solide Datengrundlage geschaffen wurde, können Unternehmen auf deren Grundlage Strategien zur Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen entwickeln. Dabei kann der Fokus darauf gelegt werden, an welchen Stellen die größten Einsparpotenziale im eigenen Unternehmen realisiert werden können oder an welchen Stellen aus einer Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette Projekte für den Weg nach Net-Zero gestartet werden.
THG-Emissionen nachhaltig zu reduzieren und letztlich Net-Zero zu erreichen ist keine leichte Aufgabe und nicht jedes Unternehmen wird dazu in der Lage sein, innerhalb des nächsten Jahrzehnts Net-Zero zu erreichen. Allerdings können Unternehmen damit beginnen, entsprechende Technologien zu integrieren und ihren CO2-Fußabdruck zu verringern.
Wie wir Sie unterstützen können
NordESG ist ein unabhängiges Beratungsunternehmen. Unser Beratungsangebot ist auf Fragen rund um Nachhaltigkeit und ESG ausgelegt. Wir unterstützen Unternehmen beispielsweise bei der Erfassung ihrer CO2-Emissionen und erarbeiten individuell auf die Anforderungen unserer Kunden abgestimmte Strategien und Konzepte. Selbstverständlich freuen wir uns über ein Kontaktaufnahme per E-Mail. Alternativ können Sie direkt einen Termin für ein kostenfreies Kennenlerngespräch mit uns vereinbaren.
Quellen
GHG-Protokoll: Weitere Informationen über das GHG-Protokoll finden Sie hier.